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Nachhaltigkeit als zukünftige Grundlage der Spielwaren-Branche

31.03.2023


Mehr als 110 Teilnehmer aus 18 Ländern trafen sich am 21. und 22. März für zwei Tage in Nürnberg (und online), um über Erfolge und Entwicklungen im Bereich nachhaltiger Kunststoffe und daraus hergestellter Spielzeuge zu berichten.

bio TOY

Zum ersten Mal wurden auch die politischen Rahmenbedingungen und Ziele an der bio!Toy-Konferenz diskutiert. In einem Punkt waren sich alle einig: Es besteht Handlungsbedarf, denn die Zeit ist knapp, um zu verhindern, dass der Klimawandel katastrophale Ausmaße annimmt. Das Angebot an klimafreundlichen Lösungen wächst, und die Spielwarenhersteller engagieren sich immer stärker.

Nirgendwo sonst werden die jüngsten Entwicklungen nachhaltiger Materiallösungen und die noch vor uns liegenden Aufgaben umfassender zusammengefasst, direkt vom Stand der Technik und der aktuellen Praxis. Mehr als 25 Unternehmen präsentierten ihre Lösungen und Ziele zur Substitution fossiler Materialien durch biobasierte und/oder recycelte Rohstoffe. Gut zwei Drittel der Präsentationen konzentrierten sich auf entsprechende Materialangebote und deren Umsetzung in Spielzeug, darunter führende Unternehmen wie Lego (Billund, Dänemark) und Braskem (São Paulo, Brasilien).

Rückverfolgbare Zertifizierung

Dabei ging es nicht nur um die Frage, welche nachhaltigen Materialien zur Verfügung stehen oder bereits im Einsatz sind, sondern auch um die Notwendigkeit einer Zertifizierung in Verbindung mit einer digitalen, blockchainbasierten Rückverfolgbarkeit. Es gab Diskussionen über Landnutzung, Rohstoffe der 1. vs. 2. und 3. Generation und darüber, ob solche Argumente in der Gesamtbetrachtung überhaupt Sinn machen. Schließlich ist die größte Bedrohung für die landwirtschaftliche Bodennutzung der Klimawandel selbst. Harald Kaeb, Nachhaltigkeitsberater und Mitorganisator der Veranstaltung, meldete sich ebenfalls zum Thema Landnutzung zu Wort. "Diese Diskussion nervt mich schon seit über 20 Jahren. (...) Was ist Ihrer Meinung nach die größte Bedrohung – die wenigen Hektar, die für biobasiertes PE genutzt werden, oder der Klimawandel selbst? (...) Man kann diese Fragen hundertmal stellen und würde immer falsch liegen, wenn man solche Fragen stellt".

Eine Tatsache kristallisierte sich aus den Diskussionen heraus: Eine gute Kommunikation mit den Endverbrauchern ist ebenso wichtig wie schwierig, aber die Endverbraucher spielen eine Schlüsselrolle für den notwendigen Marktsog. Søren Kristiansen, Senior Director of Technology bei The Lego Group, kommentierte: "Ich denke, Kommunikation ist viel komplizierter als die Suche nach einem neuen Polymer. Die Grundregel lautet: Sag, was du tust. Ohne zu große Worte zu machen und so konkret wie möglich".

Die politische Dimension war zum ersten Mal Teil der Veranstaltung. Nach einem Einführungsvortrag von Maarit Nyman von der GD Grow der EU-Kommission diskutierten Branchenvertreter aus der Spielzeugindustrie und der Kunststoffzulieferindustrie über den aktuellen Stand und die notwendigen nächsten Schritte. Alle waren sich einig, dass Nachhaltigkeit kein Modethema ist, sondern die zukünftige Grundlage für beide Branchen sein muss. Während die Spielwarenindustrie nach wie vor sehr stark auf das Thema Spielzeugsicherheit fokussiert ist, hat die Kunststoffindustrie ihren Fokus inzwischen sehr stark auf die Kreislaufwirtschaft und alternative nicht-fossile Rohstoffquellen verlagert.

Kooperation ist der Schlüssel

Alexander Kronimus, Geschäftsführer für Nachhaltigkeit bei Plastics Europe Deutschland, freute sich über das große Interesse der Spielzeugindustrie und lud Vertreter beider Branchen, Verbände, Wissenschaft und Politik zu gemeinsamen Gesprächen ein, um gemeinsam die drängendsten Bedürfnisse der Branche und mögliche Lösungsansätze zu formulieren. Kooperation ist der Schlüssel – so eine Kernbotschaft von Podium und Publikum. "Sicherheit und Nachhaltigkeit sind zwei Seiten derselben Medaille", hieß es, und weiter: "Nachhaltigkeit schafft die Voraussetzungen für die Sicherheit von Kindern und wird entscheidend für ihre Lebensqualität sein".

Es besteht auch die Hoffnung, dass künftige Gesetze und Verordnungen dazu beitragen werden, den Übergang zu mehr Nachhaltigkeit und weg von fossilen Ressourcen zu beschleunigen, aber das wird nicht einfach sein, wie Maarit erklärte: "Wir wissen, dass wir gleiche Wettbewerbsbedingungen brauchen. Wir wissen, dass die auf fossilen Rohstoffen basierende Industrie einen Vorteil gegenüber der biobasierten Industrie und biobasierten Materialien hat. Es stellt sich die Frage, welche Art von Instrumenten, welche Art von Politik und welche Art von Mischung optimal ist - das ist eine schwierige Frage.

«Nachhaltigkeit bedeutet die Reduktion von Emissionen»

Besonders beeindruckend waren auch die Präsentationen der Firmeninhaber, die ihre Motivation auf den Punkt brachten. Sowohl Ulrich Betzold vom Vollsortimenter Betzold (Ellwangen, Deutschland), der mit einer eigenen Produktion begonnen hat, als auch Filippo Gallizia, Geschäftsführer des Spielwarenherstellers Geomag (Novazzano, Schweiz), hatten vor kurzem weitreichende Entscheidungen getroffen, um die Unternehmen und das Spielwarensortiment maßgeblich auf nachhaltige Materialien umzustellen. "Wir können nicht bildungsorientiert sein, ohne nachhaltig zu sein", sagte Filippo in seiner Präsentation und fügte hinzu: "Nachhaltigkeit bedeutet die Reduktion von Emissionen – alles andere ist Bla-Bla, es ist nichts".

Ein Credo lautete: "Wir müssen unseren Kunden jetzt Lösungen anbieten, wir können nicht auf den heiligen Gral warten". Aber auch harte Realitäten wie die Materialpreise wurden in den Gesprächen nicht verschwiegen: "Die Verbraucher sind bereit, einen Teil der Mehrkosten (genau 10 Prozent, so Betzold) zu übernehmen. Wir müssen die Mehrkosten weitgehend auffangen und uns eine Zeit lang an den Gedanken gewöhnen, dass wir mit diesen neuen Produkten nicht mehr Gewinn anstreben sollten“.

Ob in großen oder in kleinen Schritten: Die bio!TOY-Konferenz schafft umfassendes Wissen und inspiriert die Teilnehmer durch Gedankenaustausch und Kooperation zu konkreten Lösungen. Einen ausführlichen Rückblick gibt es in der nächsten Ausgabe des bioplastics Magazins (online verfügbar ab dem 3. April 2023).

www.bio-toy.info

www.sustainabletoys.eu

Quellen : Branchennews Spielwarenmesse

 

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